2023

Die Striche macht die Maschine. Sie spinnt! So lautete ein Satz eines Briefes meiner Oma Hannah, den sie mir etwa vor 6 Jahren geschrieben hat. Da war sie 92 Jahre alt. Seit 3 Monaten ist sie tot und aufgefallen ist es mir nicht so sehr. Gesehen habe ich sie nicht sehr oft in den letzten Jahren, sie wohnte zu weit weg für einen kurzen Besuch. Aber sie war immer da. Ich habe mir auf meiner Maschine einen Wecker gestellt, der mich jeden Abend um 19 Uhr daran erinnerte, dass ich sie anrufen soll. Die Striche macht die Maschine. Sie spinnt!

23.4. war auch ihr Geburtstag, eigentlich sollte sie Hundert werden. Wäre sie wohl auch geworden, wenn da nicht so Kleinigkeiten wären, wie Viren und andere Kleinstärsche in Mikroskopischer Form. Eigentlich waren sie noch nie wirklich Thema bei mir, aber auch das ist seit geraumer Zeit ein Thema, an dem man nicht vorbeikommt. Was sie wohl jetzt macht. Um diese Zeit hat sie häufig noch auf dem Sofa gelegen und gelesen. Ihr Fernseher lief schon eine Weile nicht mehr richtig, aber so richtig gucken wollte sie eh nicht mehr. Keine Zeit. Einkochen, Vorkochen, Nachkochen, Lesen, Freunde anrufen, Schlafen und noch vieles mehr. Auf der Maschine hat sie auch nicht mehr geschrieben. Gefunden haben wir ein paar witzige Sachen, ein paar Liedtexte. Ein paar Notizen, viele Postkarten. Sie hatte nicht so viel wichtiges gedöns zum aufbewahren. Recht so, alles andere hätte auch nicht gepasst. Bloss kein Schnickschnack und auf der Beerdigung nicht zu viel rumheulen. Hat sie auch recht, es hilft ein bisschen, aber letztlich gehts weiter. Ab die Post, es gibt wichtigeres zu tun.

1923, man stelle sich das mal vor, da war sie noch nicht auf der Welt, aber fast. Es gab schon Autos zum kaufen, aber für ein riesiges Geld. Das war nicht aller Welts Sache. Das Auto hat mehr gekostet, als ein Haus. Das Haus in Rodenkirchen hat 8000 Mark gekostet. Das war 1933 und man nannte sie Hitler-Häuser. War subventioniert und die Nachbarschaft hat Keller für Keller ausgehoben und Haus für Haus gebaut. Solide. Ich stell mir die Biere vor, die am Abend getrunken wurden. Die Kinder, die mitgeholfen haben oder irgendwo rumliefen. Meine Oma wurde dort geboren. Meine Oma ist nun dort begraben. Mein Uropa, also ihr Vater, der das Haus mit den Nachbarn gebaut hat, der hat sich das Grab ergattert. Es liegt weit oben auf Kirchenhügel. Er sagte: Falls der Sturm mal kommt, ist mein Mors hier oben im Trocknen.

Da liegen sie nun, Uropa, Opa, Vater und Oma. Platz ist noch genug da. Die Striche macht die Machine. Sie spinnt!

Lale

Mein Name ist John. Ich bin 28 Jahre alt und arbeite gerade als Bauarbeiter im Nebenjob bei einer Sanierung des C&A Store in Hannover. Ich bin seit einiger Zeit mit Lale zusammen. Wir kennen uns eigentlich schon recht lange aus Hamburg, wo wir beide studieren. Sie Zahnmedizin und ich irgendetwas mit Unbedeutendes. Als ich Lale kennenlernte war sie dabei ihre damalige Freundin zu heiraten. Die Heirat hat etwa ein paar Jahre angehalten. Ich weiss nicht, ob sich die beiden jemals haben scheiden lassen. Jedenfalls waren Lale und ich nun ein Paar. Sie hatte mir vor einiger Zeit erzählt, dass sie mich gerne mit nach M* zu ihren Eltern mitnehmen möchte, um mich ihnen vorzustellen. Ich bejahte und wir hatten uns verabredet, dass sie mich auf dem Weg von Hamburg kommend in Hannover abholen würde. Als das Datum näher rückte, wurden meine Zahnschmerzen, die ich seit einiger Zeit hatte, immer stärker und stärker. Ich rief sie an:

„Hi Lale, du meine Zahnschmerzen werden immer heftiger. Was meinst du, soll ich noch hier in Hannover zum Zahnarzt gehen?“ Sie: schishscsichjaudfhsajh, jein… ok? Ich: „okay, ja, das wird schon gehen. Morgen ist ja schon Freitag – Ja, gegen 12-13 Uhr sind wir hier fertig. Ich schicke Dir die Adresse per sms zu. Am besten, du hälst dann dort direkt – ja – da kann man kurz halten. ok. Also, ok. Bis morgen dann. Ich freue mich. Das wird schon…“

Man muss dazu sagen, dass Lale glaub sehr aufgeregt war. Die Sache mit ihrer damaligen Freundin. Ihre Eltern hatten, so hatte sie es mir mal erzählt, eh schon damit zu kämpfen, dass ihre Tochter lesbisch sei, dann aber gleich heiraten. Es hatte öfter mal gekracht. Bei ihr zu Hause. Besonders mit ihrem Vater, mit dem sie auf eine gewisse Weise unglücklich gleich in einem unendlichen Spannungskreis verharrte, gerade weil beide dann doch sensible Charakterzüge aufwiesen, die es nicht zuließen so hart zu sein, dass der Kontakt völlig abbrach. Aber eine Vater-Tochter Beziehung hat ja immer ihr Besonders, mehr noch, wenn der Vater zum einem eine strenge Teheranische Sozialisation der 50-60 Jahre erfahren hatte und zum anderen mit dem Bus alleine von Teheran nach Bonn gefahren ist, um festzustellen, dass die damalige Hauptstadt Deutschlands Bonn im Vergleich zu Teheran ein Vogelschiss auf der politischen, wie kulturellen Landkarte der Welt war und auch immer noch ist. Jedenfalls entkam er seinem strengem Vater, der jedem seiner 4 oder 5 Söhne schon mit 8 Jahren gesagt hatte, was sie mal werden würden und was sie dann auch alle wurden: Chirurg, General, Orthopäde, Rechtsanwalt und nochmals Arzt. Kurzum, eine Arztfamilie. Ob jetzt Lales Grossvater auch Arzt war, weiss ich nicht, es würde mich aber nicht wundern. Das Lale auch Ärztin werden würde, hatte sie wohl auch gewundert, obwohl sie mir sagte, dass sie wirklich schon immer einen Faible für den Zahnarztberuf hatte, nur die Schauspielerei und das Singen würden ihr noch mehr Freude bereiten.

Am Abend nach dem Tag am Bau holte ich mir noch schnell ein paar Schmerzmittel aus der Apotheke. Unser Hotel lag quasi gegenüber der Anlieferung von C&A. Dort tummelten sich Nachts Pinguine und wir hatten eine Stammbar, in der wir jeden Abend nach Feierabend ein paar Bier tranken und abundzu ein paar Pfeile Dart warfen. In meinem Mund vermischte sich am Freitagmorgen sich der Geschmack vom Bier mit dem verwesendem Zahn. Es war der hinterste links. Ein Backenzahn, der 7er. Dicker Brocken, und wenn ich Druck in der Mundhöhle aufbaute und diesen durch die Zahnlücke zwischen 7er und 6er zog, so kam er mir entgegen, der Geschmack von Karies. Karies heisst, der Zahn verfault. Und weil mein 7er sehr tief im Inneren faulte, schmeckte die Fäule noch stärker, und die Schmerzen die dieser Zahn mir bereitete, wurden immer stärker und stärker. Der Schnaps, ich glaube fast es war einer diesen Kräuterschnäpse, zusammen mit den Schmerzmitteln und dem Bier tat seine Wirkung und liess den Schmerz in der oberen Kieferhälfte etwas verklingen. Das Pochen in der Region und im Zahn selbst wurde aber nicht besser und hinterliess mehr Kopfschmerz, als freies Rauschen.

Die Nacht ging schnell um, am Donnerstag Abend wurde meistens mehr getrunken, in etwa so viel wie am Montag, es scheint sich das Gefühl unter den Bauarbeitern auszubreiten, dass man sich vermissen wird, obschon eher die Freude sich nach einem Wochenende daheim, am Montag so gross war, sich wiederzusehen, dass mehr Bier Floss, als am Donnerstag auf Montage. Nach ein paar Stunden Schlaf, ein paar Stunden Arbeit und zähem Mundgeruch holte mich Lale ab. Es standen noch einige Stunden Autofahrt an, die ich mir, ob meines Alkoholpegels, als auch wegen der Müdigkeit, wie nicht zuletzt wegen der krassen Zahnschmerzen, frei nahm, nicht zu fragen, ob ich fahren sollte, sondern mich meiner Müdigkeit und meinem Schmerz des Zahnes hingab, und mich von Lale über meinen Zahn befragen liess. Sie hatte noch eine Packung Schmerzmittel dabei und gab mir diese direkt nachdem ich ins Auto gestiegen war. Ich schlief ein, die Musik und der Ausblick der vorbeiziehenden Landschaft beruhigen mich, meinen Kater und meinen 7er.

Nach ein paar Stunden kamen wir an. Freitagnachmittag. Lale war nie sehr nervös, sie war eine der coolsten Frauen, die ich kannte. Wenn wir in Hamburg am Nachmittag nicht wussten, was zu tun war, machte sie den Vorschlag in eine Kneipe zu gehen und Dart zu spielen. Oder zu Kickern. Jetzt aber da wir vor dem Haus ihrer Eltern standen, merkte man ihr doch an, dass es keine einfache Situation für sie war. Sie war mit ihrer damaligen Freundin so mutig und stellte sie ihren Eltern als ihre Frau vor. Danach sprachen Vater und Tochter ein paar Monate nicht mehr miteinander. Diesmal war es aber ein Mann, zumindest diese Tatsache sollte das bevorstehende Essen entspannter werden lassen, als mit ihrer damaligen Ex. Zumal auch Lales Mutter mehr wusste und das dieser erste Männerbesuch, nachdem Lale bei ihren Eltern ausgezogen war, vielversprechend sein könnte. Die iranischen Männer mit den Jahrgängen 40′- 50′ waren nicht einfach. Viele von ihnen, als sie eigene Kinder bekamen, machten mit der Erziehungsmethode ihrer Eltern weiter, bauten Druck auf unter dem die Kinder zerbrechen konnten.

Wir traten in das Haus ein. Kein überdurchschnittlich opulentes Haus. Geschmackvolle Einrichtung, eine Mischung zwischen Orient und Bonn. Lale wurde herzlich begrüsst, sowie ich auch. Ich fühlte ich sofort wohl, obwohl der Zahn in mir immer wieder Unwohlsein hervorrief. Der Geschmack der Fäule liess meinen Magen schwach werden und ich hatte nicht wenig Lust gleich weiterzuschlafen, aber wie sich ein paar Meter weiter herausstellte, würde das nicht bald möglich sein. Denn im Wohn- Esszimmer warteten noch weitere Personen. Der Reihe nach: Erst Lales Vater, der mich fröhlich und zugleich kritisch begrüsst. Lales Mutter war die Seele des Hauses, die mich gleich umarmte. Danach der verkorkste Bruder (der jung Vater wurde). Ein netter Typ, mit der Idee beschäftigt, sich als Polizist zu bewerben. Dann ein weiterer Mann mit seiner Frau, alles Onkels. Ebenfalls Arzt, Innere. Noch ein Mann, ebenfalls Onkel. General a.D. kühler Typ, aber aufgeschlossen. Wir hatten etwas Zeit uns das Haus anzuschauen und Lale zeigte mir ihr ehemaliges Zimmer, in dem wir die kommende Nacht verbringen würden. Wir hatten auch etwas Zeit, die Lale gleich nutzen wollte, um uns zu entkleiden, aber so richtig – die Zahnfäule und der Schmerz meldete sich pünktlich – kamen wir, ich nicht in Fahrt. Aber wir hatten Zeit uns etwas auszuruhen, bevor wir zum Essen gerufen wurden. Ich hatte zwar Hunger, auch mit dem nachlassenden Kater vom Vorabend, aber der Zahn und das Pochen in der Wange hielten mich davon ab, zu sehr an das Essen zu denken, obwohl es herrlich duftete. Lale fragte mich, wie es mir ginge und ob es ok wäre zum Essen runter zu gehen. Es täte ihr Leid, sie wusste nicht, dass ihre halbe Verwandtschaft zum Essen kommen würden. Sie mochte ihre Onkel und gab mir eine Schmerztablette.

Auch wenn meine Nase durch den Vorabend verstopft und der pochende Zahn meinen Geschmacksinn etwas verzerrte, waren die Dufte, die vom runden Esstisch kamen unübertrefflich. Die persische Küche kannte ich nur sehr wenig, auch Lale hatte mir ein paar Kostproben ihrer geerbten Kochkünste gezeigt, aber der reich gedeckte Tisch liess meinen Magen erwachen und in mir Freude aufkommen. Inzwischen sassen alle am Tisch. Lales Mutter hatte mir ein Glas Wasser hingestellt und mich und Lale an unseren Platz gewiesen. in der Runde sass ich rechts neben dem Vater, links von mir Lale. Neben Lales Vater sass ihr Onkel, der ebenfalls Mediziner war. An die restliche Sitzunordnung erinnere ich mich nicht. Es kann sein, dass Lales Mutter neben ihr sass, aber in meiner Erinnerung war sie vielmehr damit beschäftigt, sich um die Speisen und die Gäste zu kümmern. Lales Vaters tat dies auch, aber sitzend und unterhaltend. Kleine Schalen standen auf dem Tisch und langsam wurden mir die Speisen gereicht. Am meisten erinnere ich mich an Torshi, ein in Essig-Salz eingelegtes Gemüse, welches mir beim kauen den gesamten Speichel meiner Speicheldrüsen auf einmal in den Mund schiessen liess. Ein herrliches Gefühl und es tat dem Zahn eigentlich ganz gut. Auch die weiteren Gerichte bereiteten mir Freude, weil mein leerer Magen sich zu füllen begann. Jedoch spürte ich die Fäule immer wieder aus dem Zahn aufsteigen, die Säuren, Salze und Fette des Essens hämmerten immer stärker in den faulen Zahn und die offenliegenden Nerven meines linken Oberkiefers.

Wir kamen ins Gespräch, Lales Vater fragte Lale nach dem Stand ihres Zahnmedizinstudiums aus und liess keinen Zweifel aufkommen, dass Medizin ein Fach ist, dasss auf Erfahrung beruht, die Lale erst noch sammeln müsste. Ein Machtdemonstrationsgespräch begann, wieder mal, wie immer eigentlich zwischen den beiden, wenn sie aufeinander trafen. Natürlich war nun auch ich in das Gespräch eingebunden, mit der einführenden Frage nach meiner Tätigkeit, deren Beantwortung meinem faulem Zahn gar nicht schmeckte, denn ich ich sah schon zu Beginn, dass ich zwar einigermassen akzeptiert, aber dennoch nicht für ganz ernst genommen wurde. Vielleicht kreierten wir beide, Lale und ich, oder vielmehr ich in meinem desolatem Zustand ein Bild der Verwüstung. Ich wusste nicht genau wie ich zu diesem Zeitpunkt ausgesehen haben mag, aber ich denke, es war nicht der Eindruck von einem Medizinstudenten im Abschlusssemester.

„John, richtig?“ fragte mich Lales Vater. „ja, genau John“erwiderte ich. „Was ist das für ein Name, wo kommt er her?“ Ich erzählte die ganz Geschichte meiner Herkunft und wie man den Namen richtig aussprechen würde, bis die Frage nach meinem Beruf fiel. Als ich entgegnete, Bibliothekar, war ein Ausdruck von etwas Respekt zu finden, aber bei der zweiten Frage, was genau ich dort mache, wich der respektvolle Ausdruck und sagte sich innerlich. „Okay, zumindest kein Versicherungsmakler“,  wobei ich das Gefühl hatte, dass ich soweit ich eine gute, gehobene Position gehabt hätte, es okay gewesen wäre. Hauptsache eben kein kleiner Fisch, einer der der Tochter nichts bieten kann. Mein Zahn tat komischerweise in dieser Konversation wieder mehr weh und so schien ihm der kurze Dialog mit mir gereicht zu haben und wandte sich wieder seiner Tochter zu. „Lale, wie sieht es auch mit Studium, hast Du die XXX Prüfung bestanden?“ Lale: “ ja, klar. schon letztes Semester…“ Lale und ihr Vater Fachsimpelten vor sich hin und immer wieder bemerket ich, dass sich Wogen hochkochten. Ihr Vater musste immer das letzte Wort haben, bevor ich sie unterbrechen musste. Gerade hatte ich etwas von dem Persischen Reis gegessen, den mir Lales Mutter auf den Teller serviert hatte. In der untersten Schicht wurde der Reis sehr knusprig, denn es wurde ganz unten eine Schicht Kartoffeln angebraten, die sehr knusprig wird. Das Streitgespräch und die vielen Fremdwörter verschwirrten meinen Kopf noch mehr, die Luft wurde dünner, bis mich der Vater fragte, ob alles in Ordnung sei. Ich musste gar nicht mehr antworten, Lale antwortete: “ Wahrscheinlich eine Pulpites am 17er“.

Das war der Moment, an den ich wieder als Person wahrgenommen wurde, allerdings nicht als Mensch, sondern als Anschauungsobjekt. Sofort harkte der Vater nach, wie Lale darauf käme und die Diagnose flog zurück. Der Onkel fragte zwischen immer wieder nach den Namen der betroffenen Nervenbahnen und stellte noch weitere blöde Fragen. Ihm machte dieses Spiel scheinbar Spass. Die alte Konkurrenz der Brüder flammte wieder auf und ein Wettbewerb, um die richtige Diagnose entfachte, ich nicht mehr konnte. Ich musste den Tisch verlassen und mich hinlegen, die Medikation wurde ja bereits erstellt und der Giftschrank mit Antibiotika und deftigen Schmerzmitteln wurde geöffnet. Mein Abend in M. war damit vorbei, ich schlief sofort ein nachdem die Schmerzmitteln zu wirken begannen. Irgendwann kam Lale ins Zimmer, schlüpfte unter die Decke und schlief das erste Mal unter dem Dach ihres Vaters mit einem Mann. Vielleicht waren es die Medikamente, aber ihr stöhnen kam mir lauter vor, als zuvor. Das Schlafzimmer ihrer Eltern lag direkt unter uns.

Am nächsten Morgen ging es mir erstaunlich gut. Die Stimmung war schön, es gab ein Frühstück, dass locker gegessen wurde. Es gab Café und eine frische Dusche. Der Mief der Montagewoche war passé und durch die Medikamente, die ich zum Frühstück einnahm, halfen mir mich wohl zu fühlen. Lale kam irgendwann zu mir, während ich mich mit ihrer Cousine unterhielt, die echt lustig war. „John, mein Vater hat einen Freund, der Zahnarzt ist, der jetzt am Morgen noch in die Praxis kommt, um deinen Zahn anzuschauen, die Entzündung muss zumindest geöffnet werden“. Wir fahren meinem Vater hinterher, danach gegen wir noch zum Golfclub…“.

Zahnarztstuhl, ich liege drin. 8 Augen über mir. „Lale, ah so weit bist du schon im Studium. Super, dann attestierst Du mir jetzt. Ein langer Monolog mit klugen medizinischen Einwürfen von Vater und Onkel. Lale sagte eigentlich nur ab und zu „ja“ „okay“ mhm“. Sie konnte sich unglaublich gut fokussieren. Mein 17 wurde aufgebohrt, mit Clorhexamed oder wie es heisst ausgespült und offen gelassen. Ich hatte nun ein grosses Loch in der 17. Und es fühlte sich super an. Endlich wieder ein lebendiger Mensch.

Wir fuhren zum Golfclub, der unbekannter Zahnarztfreund kam mit, wir gingen zunächst zum Abschlag-Platz. Links neben uns die Eltern in Golfmontur, rechts der Onkel plus Anhang. Der Bruder hing gelangweilt in dem kleinem Sitzplatz hinter uns. Der Zahnarzt ein paar Meter weiter. Ich – John – kann kein Golf spielen, aber John hat vor ein paar Semestern bei einem Auslandspraktikum fast täglich in einer Driving-Range verbracht, weil es eine schöne Beschäftigung war, dort mit seinem Kumpel abzuhängen, Bier zu trinken und Abschläge zu üben.

Lale: “ Du bist an der Reihe“. Die Eltern schauten aufmerksam, aber sehr diskret zu mir rüber. Ich nahm den Driver, legte  mir den Ball zurecht, nahm Position ein, schön parallel zum Ball. Schaute auf das Feld mit den Markierungen, zog voll durch mit guter Haltung, der Ball flog. Er flog sehr weit und er flog an die richtige Stelle. Alle haben mir zugeschaut, Lale schaute mich mit einer Mischung aus Stolz und Begierde an. Es war nun schon Mittag, wir assen etwas im Clubrestaurant. Dann sagte Lales Vater zu ihr, er hätte noch etwas für sie, bevor wir losfahren würden. Wir gingen alle vor die Tür, ein schwarzer 3er BMW fuhr vor, Lales Bruder sass drin, stieg aus uns gab den Schlüssel Lale. „Den Wagen möchte ich Dir gerne schenken Lale, weil du dein Studium. so gut machst“ sagte der Vater. “ Und dein Freund hier, er soll unbedingt am Montag zu seinem Zahnarzt gehen. Oder Du kannst es direkt an der Uniklinik machen. Er soll einfach vorher viel Torschi essen.“

Aufgefallen. Der Bau III

Die digitalen Wohnorte machen mir ein bisschen Angst. Da komme ich einfach nicht mit. Aber was kann man denn da überhaupt machen, ausser kikitv in der dusche, während Bimbim im Schlafzimmer läuft und die fussbodenheizung den fusspilzgehalt des linken kleinen zehn aufnimmt?

Also, tans pis. ein weiteres mal. Und mein Thema: Architektur, die klugen schreiben es mit h hinterm t.

manchmal hätte ich gerne A. studiert. vor allem in Deutschland hätte es einige Verbesserungen, die dringend nötig wären. aber, weil einheitlich, kommt es in D. auch gut rüber, wenn man etwas kluges baut. Z.B. Fenster immer auf fast Bodenhöhe. Komisch, dass es in der „heutigen Zeit* überhaupt noch diese rittersportfenster in Reih und Glied gibt. Mein Einfluss in der A. wäre es möglichst viel chillichilli bei nüchterneren industriefassade. Was nervt, der Einfluss aufs ganze wenn’s lapidar gedacht ist.

was mir def. fehlt: Zeichnen habe ich nie gelernt und war darin auch nie sehr musisch, aber ich glaube ein Gefühl für das Sein zu haben und da ist doch immer auch das drumherum gemeint. es klingt, als würde ich gerne die komplette A. der Welt übernehmen und ja. da finde ich den richtigen Ansatz. Am liebsten hätte ich gerne eine Armee, die sich the violent gays nennt. Die violent gays sind Krieger der ästhetischen Bildung. Obwohl gewaltsam gegen die Weltherrschaft spricht, sind sie diejenigen, die aussortieren im Sinne der Schönheit. Das gilt leider für alle Facetten der Erde. Aber da beweg ich mich schon wieder Richtung Weltherrschaft. Ich lass es lieber und hoffe das sich meine Sicht auf die Dinge vielleicht gelassener gestalten lässt.

Wohin geht es dieses Mal. ja, richtig. Aufgefallen, der Bau. Türkei. Eine Zeit lange habe ich als Gastarbeiter in der Türkei gearbeitet. C&A hat gerade den Markt in der Türkei eröffnet, nachdem dieser in Deutschland hervorragend lief. 2006, eine Zeit in der in der Türkei mächtig investiert wurde und eine Shoppingmal nach der nächsten erbaut wurde. Das Innenleben von Shoppingmals unterscheiden sich nicht besonders denen in Frankreich oder Österreich, oder auch Deutschland. Die Geschäfte ja, etwas anders. Aber dort, wo mit Umsatz gerechnet werden kann, sind schon bald die Ökonomen der Expansion an Werk und rechnen den Umsatz für die nächsten Jahre vor und schwups. Schon werden wir gebraucht. Die Gastarbeiter aus Deutschland, die Herrenrasse aus den verschiedensten Teilen Deutschlands. Unter Ihnen auch dünne und wohlerzogene Studenten. Ein Türke, der sich in der Türkei selbstständig gemacht hat, nachdem er 20 Jahre lang im Ruhrpott mit Handwerksarbeiten zu einem echtem Deutschen wurde.

Die Arbeit generell unterschied sich nicht zu sehr von den Vorgängen in Deutschland. Die Materialien waren die gleichen wie in D. unser Werkzeug brachten wir via Serbien, Bulgarien Balkanroute in die Türkei. Ein lustiges Abenteuer mit irrwitzigen Geschichten. Die uns vorliegenden Pläne für den Einbau von Regalen und dem drumherum, unterschieden sich ebenfalls nicht von denen in Deutschland. Wobei in den Planungen türkische Innenarchitekten und Designer hinzugezogen wurde. Am Band bei Dr. Oetker war es auch so, dass dort die gleiche Pizza Marguerita für den italienischen Markt anders schmeckte, als jene für den Ungarischen. Und so wurde in der Türkei das Aussehen des Stores den Geschmäckern vor Ort angepasst. Wir, die Deutschen, wir waren die Anlieger, obgleich wir uns so nicht fühlten, aber mit der Zeit ein Gefühl dafür entwickelten, dies zu sein. Es sollte ja so aussehen, wie es in jedem beschissenen C&A Laden auf der Welt auszusehen hatte. Corporate Design… oder wie man das nennt.

Bursa, Istanbul, Eshgeshihir, Izmir, Ankara, Tarpzon… einige Stationen meiner Gastarbeit. Wobei ich nicht genau sagen kann, wo ich mich wann befand. Die Baustellen wechselten so schnell, dass ich kaum noch wusste, wo ich mich befinde. Und zwischen dem europäischen Istanbul und dem Asiatischen oder Bursa. Es gibt kaum eine Grenze. Istanbul, zumindest dort in der Agglomeration.. erstreckt sich eben von Asien bis nach Europa.

Als wir in in Istanbul ankamen, waren wir irgendwo im Vorort (sofern man das so nennen kann, eher ein Stadtteil), suchten wir, nachdem wir die Strasse über das Navi ausfindig gemacht haben, nach der richtigen Hausnummer, die wir aber auch nach langem Suchen nicht finden konnten. Wir sprachen am Telefon mit Murat, der uns zu einer kleiner Einkaufstrasse führen konnte, wo es einen Laden gab, gelb war er, an dem wir uns verabredeten und uns dann dort trafen.

Gelb, oder war es weiss & blau. So genau erinnere ich mich nicht und vielleicht verwechsel ich die Farben. Warum, dass werde ich gleich noch erläutern. jedenfalls stiegen wir aus, es war Anfang November und noch recht mild im Gegensatz zu Hamurg, der Ort an den ich zu dieser zeit wohnte. Es war angenehm warm und der Duft, welcher in mir das Gefühl von Abenteuer auslöste, liess mich umherwandern, ich musste mir kurz Zigaretten (Cigara) kaufen gehen. Der blaue oder gelbe Laden, an den ich zurückkehrte, entpuppte sich nicht als irgendein Klamottengeschäft, sondern als eine Art Fast-Food Laden mit einem speziellen Auftrag. Hier, wo das Licht der türkischen Nacht so schön grell durch die Neonröhren erschien, war ein Ort an dem man Efes trank und Pommes ass. Welch ein einfacher Laden. Und wie angenehm, der Magen füllte sich, die Laune stieg. nach einer 48 Stunden-Fahrt war das ein herrliches Ankommen, überhaupt zu wissen, angekommen zu sein und zu wissen, dass es so immer weiter gehen würde. Es gab mir das Gefühl der Freiheit der Welt, überall zurechtzukommen. Mich den Gepflogenheiten der Menschen vor Ort anzupassen und so rief auch der Muhezidin aus seinem Lautsprechertürmchen der nahegelegenen Moschee und untermalte musikalisch damit das Gefühl im absoluten Einklang mit allem zu sein. Nachdem die Pommes und das Efes geleert waren, gingen wir über zum Raki bis sich meine Erinnerungen auflösen in warmes Gefühl der zufriedenen Müdigkeit. Am nächsten Morgen Wachte ich auf, schaute auf die etwas staubige Strasse vor meinem Fenster, während neben mir Stefan schlief, mein gastarbeitender Kollege aus Deutschland. Es war 8 Uhr morgens, Stau erwartete uns und die erste Baustellenbesichtigung. Ach ja, bevor ich es vergesse, schnell noch Dose und die Fruchtmuschi vom Flughafen abholen. Die beiden steigen mürrisch ins Auto, mit grossem Grinsen im Gesicht und den Worten: „Nah, ihr alten Fruchtmuschis“. Antwort: „Na, Du Fotzenknecht, wie war der Flug?“

Wir Istanbul auswärts Richtung Bursa und hielten dann irgendwann an so einem Industriepark. Die Mall stand schon und wir konnten durch den Liefereingang in den Store gehen. Meine Sinne schienen zu der Zeit alles  photographisch aufzunehmen und so blieben mir die Hütten neben dem Eingang nicht verborgen, gut eingerichtete Baucontainer würde ich jetzt sagen, aber es fehlte in meinen Augen doch der Standard, den wir aus Berlin-Spandau gewohnt waren. Die Dixis, die mobilen Duschen… wenn überhaupt. In Deutschland wurden wir, wenn auch meist zu zweit, in ein Hotel oder eine Pension geschickt. Montage… once u did, you know, what about it. Man ist nicht mehr daheim, sondern Rockstar. Das einzige, was zählt ist, was an Ende dabei herauskommt. Ein fertiger Laden zum Beispiel, wie besoffen oder wie verträumt du dabei warst, spielt keine Rolle und welche Menschen einem in dieser kurzen Begegnung wichtig werden, hat nur in diesen Zeit Bestand. danach fährt man nach Hause und ist mit seinesgleichen. Hier auf Montage, bist Du immer und zu jeden Zeit der Rockstar.

Nur ganz kurz: Es gibt sehr talentierte Handwerker in der Türkei, das ist klar und auch extrem lokal bedingtes Kunsthandwerk, von dem ich mich gar nicht getraue ich sprechen, weil ich ja sehr weit weg davon bin mich handwerklich irgendwo einzumischen, sondern ich konnte nur sehen, wie die stinknormalen Menschen einem Beruf nachgingen, wo sie vielleicht nicht die grosse Auswahlmöglichkeiten hatten zu wählen zwischen Tischler und Jurist. Auf den gesamten Shoppingmalls  wiederholten sich die Unterschiede. Das stille Örtchen, war dort wo es am stillsten war, wenn etwas nur so halbwegs gehalten hat, hat man eben ein bisschen dazugestümpert, bis es dann beim nächsten Heben abfiel. Grund dafür: Es gibt keinen gesicherten Berufszweig Handwerk, staatlich geprüft und anerkannt (Vielleicht schon, aber Handwerker haben eben keine Lobby). Handwerk wird übergeben, man bleibt und der Stufe und so kam es eben auch, dass wir als Gastarbeiter die Gastgeber waren, die unser Handwerk den Einheimischen übergaben.

Tứ sắc – heute vor 7 Jahren

Während der Nachtwache, ich hatte einen teil davon übernommen, fragte mich meine Ba ngaoi, ob ich eine Runde Tứ sắc mit ihr spielen wolle. Ich willigte ein und ging zu einem nahe gelegenem Laden, der auch die Tứ sắc Karten hatte. Die Verkäuferin, nie alleine in ihrem Laden (es war ist ja eigentlich zugleich Wohn- und Esszimmer – Vietnam, Saigon), war ganz begeistert und hätte mich am liebsten eingeladen, um auch mit ihrer Familie zu spielen. Tứ sắc– Das Spiel war lange Zeit verboten und ist es vielleicht heute noch. Offiziell jedenfalls, inoffiziell spielte man es zu Hause und trank dabei Bier und ass scharfe getrockneten Tintenfisch. Der Begriff dafür ist Ngau. Ngau, was ist das? es bedeutet soviel wie schlemmen, aber in erster Linie verbunden sich auch eine Rausch anzutrinken. Das ganze ist meist auch geschlechtsneutral, wobei die Männer diejenigen sind, die sich am Abend abmelden und ngau gehen. sozusagen…

Ich bekam also ein frisch abgepacktes Spielblatt mit 112 kleinen Kärtchen. Um unser Kartenspiel zu ergänzen kaufte ich noch ein paar Dosen Bier, eine Packung Zigaretten und ein bisschen Tintenfisch. Dies bei einem Händler unweit von dem Laden. Ich musste bei der Verkäuferin im Laden fragen, und bekam schnell die Antwort, wo ich den scharfen Tintenfisch bekommen könne. Man bekommt ihn überall und fast zu jeder Zeit. Es ist etwa vergleichbar mit Chips bei uns.

Im Plastiksack brachte ich also alles zu meine Oma, die noch immer aufgebahrt in dem Saal der Kirche lag. Unter einer Plexiglasscheibe und etwas zurechtgemacht, sah sie eigentlich fast auch wie immer und die kleine freche Falte im Mundwinkel war noch immer deutlich zu erkennen. Die Falte bewegte sich immer, wenn sie beim Kartenspiel anfing zu schummeln oder wenn sie gespielt sich aufgeregt hatte, weil jemand anders schummelte. Ich öffnete ihr ein Bier, goss ihr ein paar Schlücke in ein Glas und stellt dies zusammen mit einem Stück Tintenfisch auf die Plexiglasscheibe. Wir spielten ein paar Runden, wobei sie dann irgendwann sagte, sie sei müde und möchte sich hinlegen. Ich amüsierte mich also noch ein bisschen alleine, schaute meine Oma an und schmuggelte die Karten unter die Plexiglasscheibe, holte mein Telefon hervor und liess ein bisschen Musik abspielen. Dann tanzte ich. Nach einer Weile fragte ich die müde Oma, ob sie mittanzen wolle und sie willigte ein. So tanzten wir umschlugen in die Nacht von Saigon hinein. Draussen hörte man den Verkehr der Strasse und die Rufe der fliegenden Händler, die Tintenfisch verkauften. Meine Hände wurden wieder wärmer

Nom Ho Ro YJengi Kyio

Nomhoroyjengikyio…..

Es ist das erste Mal, seit ich diese Worte gehört habe, dass ich sie in irgendeiner Form ausschreibe. Das mag daran liegen, dass diese Worte eigentlich nur ausgesprochen werden. Diese Geschichte dahinter möchte ich nun erzählen.

2005. Vor etwa einem halben Jahr habe ich eine Zusage für ein Praktikum in Hanoi erhalten. Vietnam, das Land meine Mutter kannte ich bis dahin eigentlich sehr gut. Aber das Land meiner Familie in Vietnam ist nur der Süden, nicht der Norden. Ich kannte Hanoi also nicht, und auch, das wusste ich bis dahin nicht, dass ich die Sprache der Nordvietnamesen nicht sofort verstehen würde. Ich Spreche in erster Linie Muttersprache mit Südvietnamesischen Dialekt. Das wurde mir nun, an dem ersten Tag meiner Ankunft in Hanoi, bewusst.

Nachdem ich etwa 1:30 Uhr in der Nacht im Zentrum von Hanoi ankam, hatte ich keinerlei Müdigkeitsgefühle. Zum einen die Aufregung, zum anderen der Jetlag. Ich entschloss mich, mich zu Fuss durch die Stadt zu machen und mir irgendwo ein kühles Bier zu organisieren. Es ist August, und ca. 32 Grad warm in der Nacht. Meine Haut glänzte nach 2 Minuten, schweiss tropfte sanft über den Körper. Das Bier nimmt man in Vietnam zu dieser Uhrzeit gerne in einem Bia Hoi lokal ein. Gelbe Plastikstühle in Kinderformat und grelles Röhrenlicht zeigen den Weg. Das Lokal meiner Wahl lag nicht weit weg von dem Hotel, in dem ich zunächst unterkam. Dort sassen 2 Vietnamesen, 2 Männer und der Besitzer des Lokals, der fleissig Bier und Erdnüsse brachte und sich abundan in die Gespräche der Gäste mischte. Der Grund mich auch dort niederzusetzen, sass ebenfalls an diesem Tisch, hatte aber deutlich längere Gliedmassen und daher etwas abseits. Kein Vietnamese, eher Bangladeschi oder Malakke. Ein Typ Mensch im Schmelztiegel zwischen Malaysia und Lahore. Ich nenne in John. Hatte aber wohl irgendeinen anderen unaussprechlichen Namen. Vor allem das Bier, nicht stark, aber in der summe entfaltete es seine Kraft des Vergessens. Den Namen, nicht den Satz, der mir blieb.

John rief mich zu sich, ein weiterer Ausländer. Hier genannt Xpat. Ein Xpat und ein 2. Xpat tauschen sich aus. Normalerweise machen sie das nicht. Dort wo sie herkommen, aber hier in der Fremde, ist der Fremde näher als die Fremden.

„Do you want a bear?“ Ok, sagte ich. Ich würde ihn besser verstehen, obwohl ich doch eigentlich gutes Muttervietnamesisch spreche. Englisch – wir konnten also reden. er fragte mich die üblichen Dinge. Woher kommst Du, was macht Du hier, oh du sprichst Vietnamesisch. Ich erfuhr, dass John schon seit 2 Jahren in Vietnam und in Singapur lebte und Sprachlehrer zu sein schien. Reden konnte er jedenfalls und so plauderten wir noch ein paar Drinks lang, über alles mögliche. Irgendwann beteuerten wir unsere gegenseitige Sympathie füreinander und bestellten noch ein Bier. Jetlag, Aufregung, die Nacht in der Hitze. Am nächsten Tag musste ich nicht gleich mit dem Praktikum beginnen.

John sagte dann etwas zu mir. Das, was für mich in den weiteren Jahren bis heute von grosser Bedeutung geworden ist. Er sagte mir „NomhoroYjengiKyio“. Und sagte, das würde er mir geben

John konnte eindringlich reden. Er wiederholte seine Worte: nomhoroYjengiKyio. Ich kann keine Betonung beschreiben. Seine Augen gross und weit mit stechenden Blick mich anschauend. Die Os waren tief in der Kehle wie beim Om aus Micky Maus und die sieben Zwerge. Das eine R, sehr lang gerollt. ein bisschen Kehllaut wie im Arabischen.

John sagte, ich sollte es mir merken. er hätte diese Worte mal irgendwo dort gehört, wo er aufgewachsen ist. Vielleicht aber auch auf irgendeiner Reise durch Südindien.

NomhoroYjengiKyio

NomhoroYjengiKyio………… seine Augen verdrehten sich dabei etwas und sein Gesichtsausdruck entspannte sich ein wenig. Ich müsste mir das merken, wiederholte er und zwang mich auszusprechen.

NomhoroYjengiKyio =

Die Lotusblüte wächst aus dem Schlechten

Gesehen mit den Augen

Gerochen mit der Nase

Gefühlt mit den Händen

Gehört mit den Ohren

Ausgesprochen durch den Mund

bringt dich zurück in die Mitte der Gesetze des Universums

Danke John. Manchmal vergesse ich es. Dann schliesse ich manchmal meine Augen und sehe es vor mir. Dann sehe ich ein Lächeln eines Kindes.

I CALL HIM JOHN

Irgendwie über Umwege hatten wir 2016 ein Wohnmobil gekauft.  In genau dem Moment, als die Nachbarn meiner Eltern nach Hause kamen, sind wir an deren Camper vor dem Haus herumschlichen wie Autodiebe. Wir dachten –  oje, das gibt ärger –  aber nein, sie wollten wissen, ob wir den Camper kaufen wollen. Wir haben eingewilligt, einen Tag später haben wir ihn gehabt. Das Wohnmobil, mit dem wir via Türkei, Iran, Pakistan, Afghanistan, Indien… dann weiter durch den Dschungel nach Vietnam reisen wollten. Es war plötzlich da.

nun kam es aber anders. Wir sind daheim geblieben und waren auf der Suche nach einem familientauglicherem Fahrzeug.

Das Mobil sollten wir also verkaufen und hier fängt sie an, die Geschichte von John.

Ich hatte ein paar Besichtigungstermine für den Verkauf mit Interessenten abgemacht; auf einem Parkplatz bei MacDonald in Weil am Rhein. Neben dem Mac Do gibt es diverse Outlet-Stores und eben jenen grossen Parkplatz für meine Wohnmobilpräsentation. Fiat Ducato Diesel Motor mit ca. 128 PS. Den Camper habe ich in eine Waschanlage in der Nähe von Weil gesäubert – gar nicht so einfach das Ding blitzblank zu bekommen.  Jeden Termin zur Besichtigung mit den Interessenten habe ich mit etwa 60 Minuten Abstand vereinbart, so dass ich einem nach dem anderem im Camper empfangen konnte. Es war Juli, irgendwann in der Mitte des Monats und es war heiss. Den Camper haben wir im April gekauft. Herr Müller hatte mir die Heizung des Campers vorgeführt und gezeigt, aber gleich nachdem wir den Camper übernommen haben, war dies die kleinste Sorge, die wir hatten. Ich wusste also nicht mehr genau, wie man die Heizung im Camper startet.

An einem Montag, meinem freiem Tag, hatte ich drei Besichtigungstermine mit potenziellen Käufern ausgemacht. Die ersten, die kamen hatten irgendwie eine andere Vorstellung von einem Wohnmobil. Ich glaube, sie wollte so ein Spaceship Wohnmobil mit elektrischem Hinterwischer und Spa-Abteilung. Ich war erstaunt, welche Fragen zum Preis sie mir stellten, obwohl sie ihren Vorstellungen nach etwas erwarteten, dass mehr in der Preiskategorie NEU gelegen hätte. Die zweiten potenziellen Käufer waren ein Pärchen, wobei dies nur auf dem Blatt so war. Die beiden kamen von einem professionellen Wohnmobil An. und Verkauf, und hatten ihre Fragen nach dem Fiat Ducato von den Müllers aufgeteilt in PS und Ausstattung. Viel konnte ich denen nicht antworten…. Der dritte Interessierte: stumm. Ist nach ca. 3 Minuten, ohne grosse Fragen zu stellen, wieder abgezischt. Für mich blieb nur ein Mac Flury, den ich ich bei der Ausfahrt vom Mac Drive gleich wieder aus dem Fenster schmiss.

Nachdem ich den Camper wieder in der Stadt geparkt hatte, was mit einem halb LKW, alias Camper wirklich nicht einfach ist, schaute ich meinen Mailaccount durch und entdeckte eine neue Mail. Von John.

Ich schrieb ihm zurück, Camper still not sold, er könne ca morgen Abend da sein. Besser übermorgen, er wüsste noch nicht genau, wie er käme. jedenfalls wäre die Verbindung aus Scotland nach Basel nicht so einfach. Er käme mit dem Flieger, wüsste aber nicht, ob er sein Klapprad mitnehmen dürfte. Er würde mich anrufen, bittet um meine Nummer. Wenn ich ihm Zusage, käme er, er hätte noch einige Termine für Camperbesichtigungen in diesem Raum – also Basel und weitere Umgebung. Ich habe ihn kaum verstanden. Ok, übermorgen am Nachmittag. „No Problem, im caming..“

übermorgen:

Am Morgen klingelte das Telefon. „Yes, hello ist me. John, m here to sae camper mh?“

Ich noch verschlafen, die Sonne drückte an diesem Morgen schon sehr: „Yes, Hallo. Who’s there?“

„it’s mey, Jon, can ai sae the camper?“  What? was hat der gesagt? Ich habe nichts verstanden. Ok, ein bisschen, es lag an der frühen Stunde und an der frühen Hitze.

„im in a motel next to the railwaaystation. Can u pick mai up here?“

Ich: „ok, I’ll try my best, please send me the address“.

Wir hatten uns für ca. 12 Uhr verabredet, und dass ich John abholen würde, also fuhr ich irgendwann los und fuhr mit meinem Schlitten vor. ca. 3 Meter hoch, 6 Meter lang, 2 Meter breit. beige und mit einer riesigen Panoramafrontscheibe. Zweimal musste ich durch eine andere Strasse einbiegen, weil ich sein Motel nicht fand. Nur Einbahnstrassen und vielleicht bin ich schon einmal bei John vorbei, ich hatte ihn angeschaut, er mich. Beim zweiten Mal hielt ich, ich sah einen Mann, ca. 55 Jahre mir etwas schütterem Haar, dass kurz rasiert war. Der Mann trug ein Polohemd. Soweit ich mich erinnerte weisss, vielleicht auch dunkel. kurze Hose, Socken grau bis etwas über die Knöchel, und schwarze Joggingtrunschuhe. Schwarze Ray Ban Kopie Sonnenbrille. John sah kräftig aus, flink und gleichzeitig desinteressiert. Ich drehte die Fensterscheibe herunter und fragte von oben herab: „Hi, are you John?“

„yeah, it’s me. Are you ? Jon, John?.. naaa, haha, same here“. John, der auf der rechten Seite des Fussgängerstreifens stand, hielt eine hellblaue halbliterdose Pauliner in der linken Hand.  zwei Sekunden später kam John über die hintere Tür, es gab keinen anderen Zugang auf der rechten Seite des Campers, hinauf zu mir, der mir Warnblinkern rechts anhielt. John setzte sich auf den Platz neben mich und liess ich genüsslichst in den Sitz des Campers fallen. Immer noch die Dose Pauliner in der Hand. „how is it doing, son?“

Ich: „good, good, what about you?“ Er: „yeah, good. good wether, I arrived this morning. Wether so good, I needed a beer. oh, so good wether hir“.

Ich: „ok, so this is it. the camper, do you want to know something about it. Or, don’t you wanna drive?“ Er: „mhm, no .. no… already had a couple of beers. ah, so good beer here in Germany.. ah, so good“ Die Sonnenbrille auf der Nase. „let’s drive around“. Good sound. the engine is good?

Ich fuhr los, wusste aber noch nicht wohin. das war nich meine Gegend, wo er sein Hotel hatte, also fuhr ich darauf los. John fragte ein paar Dinge über den Camper, ob alles Funktionieren würde und ob man auch duschen könnte. Wichtig war ihm die Heizung. Er fragte mich auch dinge. Wo ich herkomme, „u don’t Look so German. no Big man, ok. Ahm..“ John’s schottischer Akzent war so schwer zu verstehen und gleichzeitig hatte ich manchmal das Gefühl, der mann dort neben mir mit Sonnenbrille und bier in der Hand, etwas wirsch in seinen äusserrungen und uninteressiert, wollte einfach nur ein bisschen rumgefahren werden. Ich stelle mir vor, die dieser Mann einfach nur Probefahrten arrangiert und sich irgendwo hinfahren lässt. Ein Städtebesuch macht, in dem der sich Probefahrten organisiert und im Sommer durch die Stadt kutschieren lässt.

„Nice bottom!“, eine Frau auf dem Fahrrad fuhr gerade vor uns. Ich meine Sie hatte etwas kurzes an. Hotpants waren diesen Sommer mal wieder voll in Mode. „Nice Bottom, na?“ schaute kurz aus seiner Sonnenbrille hervor, zerquetschte die Bierdose, es war nun fast Mittagszeit, im Camper waren inzwischen fast 30 Grad. Wir fuhren mir offenem Fenster. John stand während er Fahrt auf, ging aufs Klo, kam wieder. Stellte fragen zum Klo, ob es funktioniert. Dann frage er mich wegen TüV und der Versicherung es Campers. Ob er gleich damit losfahren könne. Oder wie das ist. Das wusste ich auch nich so genau. Ich hatte mich auch nicht so gut über Autoverkauf informiert, bzw. hatte zwar einen Vertrag von ADAC dabei, wo ebenfalls eine Checkliste mit Dingen zu Autoverkauf beilag. Er fragte mich aus über den Motor und woher ich den Camper hatte, und ob das Bett auch gut wäre. Er wolle gerne mit dem Camper im Süden überwintern. Zusammen mit seiner neuen Sweety, seidie er auf dem Jakobsweg kennengelernt hatte. Wer war dieser Mensch?

Auf seinem linken Unterarm gab es eine Tätowierung, die ich nicht richtig erkennen konnte. Sie war Schon sehr ausgeblichen und während unserer Fahrt konnte ich auch nicht besonders gut darauf achten. Es war kein guter Stich, von einem Amateur oder gar von John selbst. Ich schliess deshalb darauf, vorausgesetzt er hat sich selbst tätowiert, dass er Rechtshänder ist. Die Vermutung liegt wohl richtig bei der Anzahl Rechtshänder, die es so gibt. Seine Arme waren muskulös, aber nicht sehr definiert. John sagte mir, er wäre 53. „eim, fiftiythreee“ … „ive done my job, got two boys, ah ive done my job“, john schaute geradeaus und wir fuhren gerade aus der Stadt hinaus, der Wald kam zu Vorschein und vereinzelnd konnte man ein paar Hügel erkennen, die darauf schliessen, dass wir den Alpen nahe waren. „you know, i like you!“ sagte John ganz unverblümt. Zuvor hatte ich ihm erzählt, wie wir den Camper erstanden hatten, dass meine Freundin schwanger sei. Wir vorhatten nach Vietnam zu fahren. Mein Vater Krebs hat, meine Mutter aus Vietnam stammt.

Eigentlich redete ich die ganze Zeit, ohne das es mir auffiel. Ich wollte John dem Camper verkaufen, ich wollte einfach den Camper verkaufen. John fragte: „does the heating works? you na, i’m going to stay in this camper. gonna live in it. dunno, maybey in Scotland or somewhere else. does it works. you know, i got a ne girrlfriend. she the love of my life, you know ive done my job. Got two boys. im old, need to stay relaxed. i found her. you know?“

Daraufhin ich ihn fragte, wo sie ist. „sche’is comeing.“ maybey next week.“ the can of of beer is empty!

Wir stiegen aus, auf einem Seitenstreifen an einer Strasse, dessen Gehweg (Trottoir) sehr breit war. Ich konnte dort gut halten. John wollte noch allrein sehen, ich wollte ihm noch allerlei zeigen. Wie die Toilette zu wechseln war, was wir dann zusammen gemacht haben. Seine Pisse war dort drin versteckt, mehr nicht. Das der Fernseher mit BVT Antenne funktionierte, ich bekam einen lauen französischen Sender hinein. Zeigte ihm, wie man das Bett über der Fahrerkabine hinunter liess, und wie der Kühlschrank bedient werden musste. Das Wohnmobil war eigentlich ein Traum. Alles dabei, kein Schickschnack, mehr brauchte man zum Leben eigentlich nicht. Dachte ich mir fast etwas melancholisch. Dann aber musste ich John zeigen, wie die Heizung geht. Das wusste ich nicht genau, also fing ich an die Bedienungsanleitung zu lesen und Schritt für Schritt zu befolgen. Es ging. die Heizung funktionierte 100 % und es wurde noch heisser im Camper – ca. 15/16 Uhr. John.. er war zufrieden. So sehr, als er merkte das alles funktionierte, rief er seine Freundin an, die er auf dem Jakobsweg kennengelernt hatte. I needed to find to look into myself. had alt of things to do in my life. ive done my job. „Sweety, i found or car. yes, no problem sweetheart. yeah.“

„alright“ sagte John. „your good man, I trust you. your good man… I take it“ schaute mir in die Augen und wir ergriffen unsere Hände und schüttelten sie. Er hatte einen sehr festen Händedruck. Er sagte: „I trust you, your a good man. I come next week and I’ll pick it up. I just need to get the rest of the money from my bank account. you know im no rich man. gonna live in that camper. I just sold my house“ „hey man, just one thing you need to promise: you take the advertise away from that website, I take the camper.“

Ich sagte ok. „well, I prepared this contract here….“ John unterbrach mich, nahm dem vertrag und unterschrieb. „yeah, no problem“ i’m coming back next week. Saturday ok?“ und zog 2000 Euro aus der Brusttasche seines Polohemdes und gab mir diese mit den Worten: „Son, here take the twotausend, if I don’t come back. Have fun with it“ reichte mir nochmals seine Hand und drückte fast noch fester zu, als zuvor.

Nächste Woche kam John wie verabredet zu dem Parkplatz, an dem ich immer unser Wohnmobil vorgestellt hatte. Dabei war seine Freundin, eine herzensgute Frau mit Rucksack auf dem Rücken, Kissen und Decke im Arm. John zeigte alles ganz stolz. er bat die Dame ins neue Heim. den Camper. Wir fuhren noch zusammen an der Tankstelle vorbei. Ich tankte auf Verkäuferkosten den Camper voll. Stieg aus, an der Hintertür, dort wo John einst einstieg und drückte ihm nochmals fest die rechte Hand. Er war nervös, das erste Mal seid unserer Begegnung. Ich fragte noch, wohin es jetzt geht. „I donno“, „somewhere to a lake“ Nice bottom, dachte ich mir und stellte mir vor, wie die beiden versuchten das Bett über der Fahrerkabine herunter zu lassen.

I call him John. Weder weiss ich seinen richtigen Namen, noch woher er kam. Schottischen Akzent hatte er. Mehr weiss ich nicht

Nachtrag: Am Wochenende darauf fuhren wir mit unserem neuem Auto, einem VW Bus nach Spiez in die berge. Etwa auf halber Strecke auf der Autobahn sahen wir vor uns ein Camper, der aussah wie der Unsere. Es war John. Bergauf mit 100 Sachen.

 

Dort

„Ist es nicht verwunderlich, dass dort oben die Sterne über uns funkeln?“ sagte Coco und fragte sich zugleich selbst. Mit wem sie genau in diesem Moment sprach, wusste so keiner. Dennoch hielten alle inne und schauten nach rechts zu den Sternen. Die Sterne die befanden sich eher rechts im Bild unserer Augen und mit einer leichten Neigung des Kopfes nach rechts konnte man schon deutlich das Flimmern von Venus erkennen, die meist in den Frühjahrsmonaten besser von allen Sternen unseres Bildes des Himmels zu erkennen war, weil sie leuchtete als wäre dort oben etwas,… zu sagen, es wäre wie eine Taschenlampe, die jemand von Oben herab auf die Welt richtet oder das die Venus leuchte wie ein Autoscheinwerfer vom Weitem in einem Sommermonat, wäre nicht richtig. Das Flimmern so Coco, „ist der Zugang zu einer anderen Welt aus der wir einst gekommen sind“.

„Ist es nicht verwunderlich, dass dort drüben auf der Meeresoberfläche Millionen von Sternen funkeln?“ sagte Coco mit einem Grunzen und fragte sich zugleich selbst. Wenn man am Strand liegt und seinen Kopf zur Seite neigt und die Augen fast gänzlich schliesst, kann man die Sterne auf dem Meer besser erkennen. Sie tanzen auf dem Wasser, wie die Sterne im Universum umhertanzen, von denen wir nicht wissen, ob sie überhaupt existieren. zu sagen, es spiegelt sich nur unsere Sonne Millionenmal in millionsten von kleinen Wellen, wäre nicht richtig. Die Sterne, die auf der Wasseroberfläche tanzen so Coco, „ist für mich das Flimmern, dass ich aus einer Welt unter Wasser von unten gesehen habe, und sich in den Augen wiederspiegelt von den Menschen von denen ich einst gekommen bin“.

„Ist es nicht verwunderlich, dass in der Nacht die Glocken lauter läuten, als am Tag?“ sagte Coco und einem Blick nach oben. Und schaute noch lange dorthin nach oben, wo sonst niemand hinblickte. Hört genau hin, wenn der Wind leise am Abend durch die Blätter an dem Kirchplatz, dort wo die Glocken, lauter läuten, als der Wind leise durch die Ohren floss. Zu sagen, man hört die Glocken als wären sie in weiter ferne, und je nach Wind sind sie so nah dran, dass man sie mit dem Auge erblicken kann, wäre nicht richtig. Die Winde, die sie hören kann, so Coco, „kommen für mich von der anderen Seite des Universums. Sie fliegen ganz bis hierher und wenn ich im Winde schweife, dann erzählen sie mir die Dinge, die ich in der Vergangenheit von weiter ferne gehört habe“.

„Ist es nicht verwunderlich, dass die Schwalben am Abend tanzen und man Ihnen die Freude in ihren Gesichtern ablesen kann?“ sagte Coco mit einem Quietschen in der Stimme und schrie noch lauter als die Vögel an einem sommerferienlangen Augusttag, an dem die Hitze über der Stadt alle Menschen langsamer und fröhlicher erschienen liess. An jeder Ecke sitzend suchten Gesichter nach einem Platz, um sich mit den Fingern eingeharkt Liebesbekundungen zuzuwerfen. zu sagen, von einer Liebe auszugehen, die wärmt wie eine Glut, die beständig Wärme wie an diesem Tag ausstrahlt, wäre vollkommen richtig. Die Wärme, die man in den Flügelschlägen der Schwalben sehen kann, so Coco „ist für mich die Wärme, die ich in dem Inneren meiner Liebsten erfahren habe, und ich aus der anderen Welt kenne, aus der ich gekommen bin. Dort, wo sich Millionen von Sternen der Vergangenheit Winde zugeflüstert haben“.

 

shhhhhh, schüüüüüh, shhhhhh

Die Sonne geht nun früher auf als noch vorhin, vor ein paar Tagen, als es kalt und winter war. nach dem Aufstehen klammerte sich mein affe an mir fest, ganz fest umarmt und wir gingen hinüber in das zimmer, dass zur Strasse zeigte. Dort gab es noch ein zweites Bett, in dem man noch einen zweiten Schlaf, einen kurzen Kuschelschlaf nach dem eigentlichen Schlaf machen konnte. Eigentlich waren mein affe und ich wach. wir legen uns dann am frühen morgen, wenn es noch ungemütlich dunkel draussen auf den strassen ist, auf die Matratze, die auf dem Boden liegt und sie legt sich in meinen Arm hinein. Nah aneinander unter die wärmende Decke gekuschelt, schauen wir zusammen an die Zimmerdecke und warten…

Dann sage ich zu meinem Affen: “ Warte, Warte… da! jetzt“und zeige mit meiner linken hand, in dem rechten Arm liegt der Affe, nach oben an die Zimmerdecke.

„jetzt da kommt ein Auto“ und am Morgen macht das Auto vor der Tür: shhhhh, schüüüühh, shhhhh, wenn es bei uns vorbeirauscht. In der morgendlichen Dunkelheit sieht man die hell erleuchte Zimmerdecke durch das Fenster scheinen. Der Schatten des Fensterrahmens wird von links nach rechts oder von rechts nach links. je nachdem aus welche Richtung das Auto kommt. an die Zimmerdecke geschmissen und wir schauen uns dieses Spektakel jeden frühen Morgen an und wir kuscheln uns aneinander, weil wir wissen, dass es draussen noch kalt und ungemütlich ist und machen zusammen: shhhhhh, schüüüüüh, shhhhh.

Pause. es kommt gerade kein Auto. Dann springt die Ampel um und ich sage: „Warte, warte, da kommt gleich eins. Schau nach oben „und zeige mit meinem linken Zeigefinger an die Decke.

seit ein paar Tagen, ich kann es nicht genau sagen, unser Affe ist inzwischen schon ein Jahr bei uns, wird es immer früher am morgen hell und die schatten der Strasse verschwinden inzwischen, weil sich die zeit an der wir aufstehen nicht geändert hat, die sonne aber früher lacht.

Jetzt ist es wieder so ein morgen. 6.30 Uhr und die Sonne hat unsere Schatten verschluckt. Unser Shhhhh, Schüüüüh, shhhh fehlt.und ich frage mich, ob wir nächstes Jahr im Winter uns wieder morgens, wenn es dunkel und kalt ist, zum zweitschlaf auf der Matratze in dem Zimmer, das zur Strasse zeigt, treffen um uns aneinander zu kuscheln

Aufgefallen II. Der Bau

Normalerweise essen deutsche Bauarbeiter Bratwürste, Currywürste, Schnitzel (Jäger oder Rahm), Döner, manchmal auch bei Chinesen Ente. Jedenfalls sind meist Pommes dabei. Um ehrlich zu sein, es gibt kaum besseres und um nochmals ehrlich zu sein. Diese kulinarische Raffinesse hat nicht nur der Bauarbeiten für sich alleine entdeckt, sobald sich die Möglichkeit bietet, rennen alle in die Wurstbude.

Nur – was macht man, wenn es diese nicht gibt. Betrachten wir also zu erst einmal die Schweiz. Bratwurst, Kloepfer, Schnitzel in den Sorten Schwein, Rind, grob und fein gibt es auch hier. Nur, wo ist die Currywurst?

In Frankreich schwärmt man von der Currywurst. naja, nur die Jungen Leute aus Paris oder Lyon. All die, die in Berlin waren. Diejenigen, die einen Schüleraustausch mit der Schule in Deutschland gemacht haben. Jedes Dorf, kleine Kleinstadt hat eine Partnerstadt in Frankreich. Und wenn die Schüler dann dort sind, wird gewurstet. Andersherum, wenn die deutschen Schüler nach Frankreich kommen wird, gefoisgrast. Den Deutschen schmeckt diese kulinarische Errungenschaft der Franzosen nicht besonders.

Dabei fällt mir gerade ein. In Frankreich gibt es statt Burger King oder McDonald die Esssenskette Quik. So wie quiki, oder quitt. Es soll schnell gehen, man ist mit der Rechnung quitt und man isst sexier. der quiqui ist schnell, aber er bietet Befriedigung. Ein oraler Orgasmus ist zur Mittagspause also in jedem Fall eingeplant. so die Message des Mittagessens in Frankreich. Deswegen und auch weil der französische Handwerker in der Mittagspause eine Befriedigung braucht, geht es ins Restaurant. Auch wenn es Quik heisst. Dort gibt es, wie wir alle durch diesen einen Film gelernt haben kein, These royale, sondern… naja, ihr wisst schon. ich komme jedenfalls nicht darauf. Tarantel, der Tarantino. So, ich sagen wollte: Bei QUIK in Frankreich gibt es einen Hamburger mit Lois Gras!!! UND, er schmeckt besser!!! Im übrigen, wenn man in Frankreich gerne zu seinen Checken McNuggets diese Süss-Sauer-Souce haben möchte und keine Übersetzung für die kulinarische First-Klasse Bezeichnung kennt, lohnt es sich zu sagen: La Sauce comme vous. Süss und sauer, denn so geben sie sich. die französischen Quiki Bedienungen.

Wir haben also festgehalten: In Frankreich isst man besser. Ist ja auch schon ausreichend bekannt und darauf wollte ich gar nicht hinaus.